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Die Trauer- oder Change Kurve noch mal neu betrachtet

(nach Kübler-Ross)

In vielen (vor allem Change-) Trainings behandeln wir die Change oder auch Trauerkurve um ein Verständnis dafür zu erlangen, dass bei signifikanten Veränderungen, genau wie bei der Trauer, verschiedene Stadien durchlaufen werden (müssen). Und dass die Mitglieder eines Teams sich in unterschiedlichen Stadien befinden können, was den Umgang mit der Veränderung noch komplexer macht.

Und natürlich sage ich immer wieder dazu, dass man sich auf dieser Kurve hin und her bewegen kann und auch dieser Prozess nicht linear ist von Schock über Verleugnung über Wut über Verzweiflung zur Akzeptanz, sondern die unterschiedlichen Persönlichkeitstypen unterschiedlich lange auf den verschiedenen Phasen verweilen oder sie schwuppdiwupp überspringen.

Wenn ich selbst (negative) Veränderungsprozesse durchlaufe bewege ich mich vor und zurück zwischen Wut, Depression und Akzeptanz.

Was ich aber jetzt jüngst erlebt habe, möchte ich gern mit Euch teilen. Ich musste / durfte den Trauerprozess meines Vaters begleiten, der seine Frau (nicht meine Mutter) nach 30 Jahren verloren hat und dement ist. (Bitte keine Beileidsbekundungen, darum geht es mir nicht.)

Er ist nicht komplett dement, aber weiß eben oft nicht mehr, was er vor 10 Minuten gesagt hat. Das bedeutet, dass er genau das ausspricht, was er in dem Moment fühlt, weil er ja keine Angst hat komisch zu wirken, wenn er sich vollkommen widerspricht.

Ich habe nicht nur einmal erlebt, wie er die Aussagen:

  • Ich kann noch gar nicht glauben, dass sie weg ist. (Mischung aus Schock und Verleugnung)
  • Mensch, da geht sie einfach vor mir! Das war so nicht abgemacht! (Wut)
  • Ich mag nicht mehr. Ohne sie habe ich keine Perspektive mehr. (Verzweiflung)
  • Naja, das Leben geht ja weiter. Nützt ja nix. (Akzeptanz)

innerhalb von einer Stunde alle ausgesprochen hat. Und dann wieder von vorn und noch mal und noch mal… Wie es eben so ist bei Demenz. Und es gibt Tage da überwiegen die einen und an anderen Tagen die anderen Aussagen. Und es ist auch nicht so, dass es sich graduell immer mehr bessert, wie man ja hoffen könnte. Dafür ist es wohl auch noch zu früh. Und natürlich habe ich auch mein eigenes emotionales Paket meinen Vater so zu sehen.

Was ich aber mit euch teilen möchte, ist die faszinierende Beobachtung des unvorhersehbaren Springens von seinen emotionalen Zuständen und ich habe mich gefragt ob das nur der Demenz zuzuschreiben ist oder ob vielleicht das eher der normale Verlauf ist in der Trauerkurve:

Völlig unberechenbar und chaotisch!!!

Nachdem ich mit mehreren Menschen aus meinem beruflichen und privaten Umfeld darüber gesprochen habe, wurde mir klar, dass je nach Anlass und je nach Persönlichkeitstyp dieser eher chaotische Verlauf keine Seltenheit ist.

Was bedeutet das nun für unsere / eure Change Vorhaben?

Wir können nicht davon ausgehen, dass die Menschen stabil die Kurve durchlaufen. Wenn ihr morgens mit jemanden sprecht, der ganz positiv wirkte und nachmittags im Termin gegen die Veränderung wettert, heißt das nicht automatisch, dass er bei euch nur so getan hat als ob. Vielleicht war er wirklich morgens noch ganz positiv gestimmt, mittags ging das Kopfkino wieder los und seine Sorgen und Ängste kamen erneut auf’s Tablet.

Das Verhalten der einzelnen ist noch weniger vorhersehbar als wir es annehmen. Das wiederum braucht von den Veränderungsbegleitern ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, Geduld, Intuition und kreativen Umgang mit den aufkommenden Emotionen. Mal ist es gut die Realität erneut aufzuzeigen, mal ist es gut einfach geduldig zuzuhören.

Hier ist eine Liste mit empfohlenen Reaktionen auf die verschiedenen Stadien:

  • Schock und Verleugnung:
    • Akzeptierend zuhören aber auch mit der Realität konfrontieren.
  • Wut:
    • Zuhören, der Wut Raum geben, aber nicht persönlich nehmen.
  • Verzweiflung:
    • Zuhören, Mitgefühl zeigen, die Vergangenheit würdigen.
  • Akzeptanz:
    • Involvieren und die Veränderung mitgestalten lassen.

Der größte Fehler, der häufig gemacht wird, ist in jeder Phase das Positive aufzeigen zu wollen. Also konkret, jemand ist sauer und ich versuche ihm die guten Seiten zu erklären. Das ist auch in der Verleugnung und der Verzweiflung oft nicht, oder zumindest nicht als erstes, angebracht.

Stellt Euch mal vor, ich sage zu meinem Vater, der gerade seine Frau verloren hat und verzweifelt ist: „Ach… da kommt bestimmt die nächste Frau, du wirst schon sehen! Die ist bestimmt sogar noch besser!“

Beim Schreiben muss ich schmunzeln, weil das so absurd ist. Und doch machen wir (mich eingeschlossen) das immer wieder im Geschäftsalltag.

Die Motivation dafür ist meist eine dieser beiden:

  • Ich möchte helfen
  • oder ich kann es nicht mehr hören / werde ungeduldig.

In beiden Fällen kommen wir damit aber nicht weiter. Die Absicht verfehlt die gewünschte Wirkung und es wird in der Folge eventuell noch schwieriger.

Also: Geduld üben und immer wieder auf den jeweiligen Zustand eingehen, ist das beste „Rezept“.

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